Cilo-Bikes auf dem Schnäppchenmarkt | Ride MTB

Cilo-Bikes auf dem Schnäppchenmarkt

Manche Comebacks lösen wohlige nostalgische Erinnerungen aus, manche eher die Frage, ob das notwendig gewesen ist. Die wiederbelebte Schweizer Velomarke Cilo droht, den zweiten Weg zu gehen. Seit diesem Frühling klebt der neue Besitzer des Traditionsnamens den Cilo-Schriftzug auf Velos der billigsten Preisklasse und verhökert diese über den Bauernfachmarkt «Landi»

Mehrere Jahre war es still um Cilo. Zwar versuchte der französische Geschäftsmann Alain Prénat vor drei Jahren, die Marke wieder zu beleben. Weil er aber bereits vor dem eigentlichen Start finanziellen Schiffbruch erlitt, verschwand Cilo bereits wieder von der Bildfläche, bevor die meisten Schweizer Velofreunde das Comeback überhaupt wahrgenommen hatten. Umso überraschender tauchte Cilo Ende März dieses Jahres wieder auf – in Läden, wo es niemand erwartet hätte. Die «Landi», Fachmarkt der Schweizer Bauerngenossenschaften, bot ein Mountainbike unter dem Namen Cilo in ihren über 350 Fillialen in der ganzen Schweiz an. In den darauffolgenden Wochen folgten weitere Cilo-Modelle, die jeweils zum Aktionspreis so lange Vorrat in den Läden. Die bisher angebotenen Bikes – ein Hardtail, ein Fully und ein Trekkingbike – kosteten zwischen Fr. 378.- und Fr. 599.- , wobei die «Landi» jeweils in Inseraten auch mit einem höheren empfohlenen Verkaufspreis warb.

Öffentlichkeitsscheue Besitzer
Die Fachmarkt-Kette aber nicht der neue Besitzer von Cilo. Sie bezieht die Velos von der Firma Bike’s Manufactory Sarl (B.M.S.) , welche den Namen von der konkursiten Cilo S.A. übernommen hatte. Ihren Sitz hat diese Firma in Couvet/NE, und laut eigenen Angaben auf der Firmenhomepage besitzt sie mehr als zwanzig Jahre Erfahrung im Fahrradbereich. In der Schweizer Velobranche sind aber weder die Firma selbst noch die beiden Betreiber Alain Stritt und Pierre-André Jeanrenaud bekannt. Offenbar liegt es aber auch nicht im Interesse der Firma, bei einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu sein. Die Cilo-Homepage, welche auf den Bikes genannt wird, ist nicht aufgeschaltet, die Webseite von B.M.S. gibt nur unverbindliche Informationen und auf die Kontaktanfrage von Ride reagierte B.M.S. nicht. Verschiedene Hinweise auf der Homepage der Firma deuten darauf hin, dass B.M.S neben der «Landi» auch noch andere branchenfremde Vertriebskanäle mit Velos beliefert.

Siegreiche Rennsport-Vergangenheit
In der Blütezeit verkaufte Cilo gegen 40'000 Velo pro Jahr über den Fachhandel. Mit Cilo-Velos gewannen nicht nur die Radsportlegenden Hugo Koblet und Beat Breu Wettkämpfe, sondern auch zahlreiche Mountainbiker. Den Höhepunkt erlebte Cilo 1991, als sich Albert Iten, Walter Brändli und Roland Champion an der Weltmeisterschaft drei Goldmedaillen auf Bikes aus Romanel-sur-Lausanne erkämpften. Schon kurz danach konnte Cilo die sportlichen Siege aber nicht mehr in wirtschaftlichen Erfolg umsetzen. Nachdem die Verkäufe während mehreren Jahren stark zurückgegangen waren, stelle Cilo zur Jahrtausendwende die Produktion ein und meldete kurz danach Konkurs an.