Kurt Baumgartner: Die Natur wird gegen den Ballermann gewinnen | Ride MTB

Kurt Baumgartner: Die Natur wird gegen den Ballermann gewinnen

Der Tourismus ist von der Corona-Pandemie besonders betroffen, insbesondere auch die Hotels. Zwar waren sie nicht mit einer Zwangsschliessung konfrontiert, doch bleiben seit dem 19. März schlicht die Gäste fern. Kurt Baumgartner vom Hotel Belvédère in Scuol analysiert für Ride Magazin die Lage und wagt einen Blick in die Glaskugel.

Als Hotelier sei man mit dem Lockdown faktisch über Nacht in den Blindflug übergegangen, erklärt Kurt Baumgartner. «Unabhängig der Lockerungen dauert dieser Blindflug weiterhin an und wird die unmittelbare Zukunft prägen», ergänzt er. Problematisch ist dabei nicht primär, dass die Hotelbetriebe von Staates wegen heruntergefahren werden musste. Diese durften in der Schweiz während des Lockdowns unvermindert Gäste empfangen, die aber fast vollständig ausbleiben. Die Schweizer blieben verständlicherweise pflichtbewusst zuhause während die Ausländer wegen den faktisch geschlossenen Grenzen gar nicht erst ins Land kommen. Zu grossen Herausforderung für die Hotelbetriebe wird die Corona-Pandemie, weil diese an den heutigen Grundsäulen des Tourismus rüttelt. Es ist möglich, dass in der Reisebranche kein Stein auf dem anderen bleibt, doch verlässliche Prognosen sind faktisch nicht möglich. Diese Ungewissheit ist der Grund für Baumgartners Blindflug.

Outdoor und Natur werden wichtiger

Kurt Baumgartner geht aber davon aus, dass die Sommersaison 2020 stattfinden wird. «Dabei werden uns diverse Massnahmen weiterhin tagtäglich beschäftigen. Grosse Herausforderungen in den Hotelbetrieben werden das Social Distancing und die Hygiene sein», meint Baumgartner. Ins Zentrum rücken würden für die Gaste Themen wie Outdoor und Natur. «Damit wird auch das Mountainbike eine ganz grosse Rolle spielen. Ich bin zuversichtlich, dass Regionen mit einen attraktiven Bike-Angebot profitieren werden», ergänzt er. Baumgartner selber setzt mit seinen Hotelbetrieben in Scuol seit Jahren auf diese Kundschaft.

Die zunehmende Bedeutung der Natur wird den Tourismus nicht nur für die Zeit direkt nach der Pandemie bestimmen, sondern ihn nachhaltig verändern. Es werde zu einem Wiedererwachen von touristischen Randregionen kommen. Das Goms, das Bergell oder auch das Val Müstair könnten in der Zeit nach Corona wegen veränderter Verhaltensmuster der Reisenden an Bedeutung zulegen. Die Pandemie biete für die Schweiz auch die Chance, Gäste und insbesondere junge Familien zurückzugewinnen. «Mountainbiken in der Engadiner Bergwelt statt Baden auf der griechischen Insel», blickt Baumgartner in die Glaskugel. Die Heimat und das Vertraute würden im Tourismus wichtiger auf Kosten der Kreuzfahrt und des «Ballermanns».

Bis die Chancen genutzt werden könnten, gelte es nun aber, die Hotelbranche im Blindflug weiter zu steuern, meint Baumgartner. Noch gebe es zu viele Fragezeichen und es gelte, mit der nötigen Flexibilität und Zuversicht die Sommersaison 2020 vorzubereiten.

Kurt Baumgartner führ in Scuol die Hotels Belvair, GuardaVal und Belvédère und wurde im Jahr 2018 zum «Hotelier des Jahres» des Jahres erkoren.

 


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