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Yorg Glauser ist ein Biker der anderen Art. Seit 1972 war er fast jeden Sommer irgendwo zwischen Australien und Südostasien unterwegs, erst auf Pferden dann bald mit den ersten Mountainbikes, die es überhaupt gab. Dieses Jahr ist er seit 15 Jahren erstmals wieder im Sommer in der Schweiz als Biker und Koch im Hotel Alpina Parpan – und findet es hier genauso faszinierend wie in der Fremde.
Heute auf Tour in Lenzerheide
Das erste Mal einen Sommer hier in der Schweiz, seit so vielen Jahren, nachdem ihn Ueli, der Wirt vom Hotel Alpina dazu angefragt hatte. Und natürlich musste sofort ein neues Mountainbike her. Ja, meint er, gerne bergauf, auch bis aufs Rothorn, das gehe ja ganz gut, sagt der über 60-jährige Ur-Biker, das E-Bike könne warten. Doch auch die Freeride Piste hat es ihm sehr angetan, obschon er, der schon Hunderttausende Kilometer im Gelände in ganz Südostasien abgespult hatte, dann anfügt, dass sein neues Mountainbike nochmals ein Hardtail sei, was ihn aber nicht hindert den Flow der gebauten Trails in voller Fahrt zu geniessen. Full Suspensions, nein, das Hardtail ist ihm lieber. Allerdings, war der Weltenbummler wahrscheinlich schon auf Fullies unterwegs, als sich noch niemand ernsthaft dafür interessierte. Aber die frühen Federelementen, die gingen auf seinen Reisen im Busch immer kaputt, also verlor er das Vertrauen in die beweglichen, damals wartungsintensiven Elemente.
In der Fremde jeden Sommer unterwegs
Als Yorg in den frühen 70ern die Reiselust packte, gab es noch keine Mountainbikes. Niemand hatte damals eine Ahnung, was 2018 an einer Mountainbike Weltmeisterschaft in der Lenzerheide los sein wird. Also war er erst noch auf Pferden unterwegs, später auf Brettern auf Wellen vor der Küste Australiens. 1988, als er sich in Newcastle für zwei Jahre als Koch verpflichtete, begann er die Gegend und die Berge in der Umgebung der australischen Stadt zu erkunden. Von einem ehemaligen Deutschen Meister im Radsport kaufte er dessen Ur-Mountainbike ab, wie könnte es damals anders sein, ein Schwinn. Alle paar Jahre gab die Entwicklung im Mountainbike-Sport wieder ein neues Fahrgerät her, von Scott zu Specialized, auf vielen frühen Klassiker der Bike-Geschichte pedalte Yorg durch halb Australien und immer ging es darauf weiter und noch weiter quer durch die Kontinente.
Fast immer war er ohne fremde Hilfe unterwegs. Er könne gut fünf Tage unterwegs sein, mitten durch den Busch oder die Australische Wüste, ohne Telefonverbindung und sich dabei selber versorgen. Und so meint er fast nebenbei, natürlich wurde er schon mehrmals ausgeraubt, mitten unterwegs. Einmal braucht er zwei weitere Tage bis zur Polizei um die Anzeige zu erstatten; sein wertvolles Buschmesser wurde aus seinem nur kurzzeitig verlassenen Rastplatz geklaut, aber das Geld, das hatte er unter dem Zelt versteckt, und das war noch da.
Dem Weltenbummler gefällts nun hier
10 Jahre lang war er in den 80er und frühen 90er regelmässig in Australiens Busch per Bike unterwegs, Neukaledonien, Cairns, dann weiter nach Samoa, Tasmanien, Neusseland, Thailand, Bali, schliesslich Hawaii, Tahiti. Eigentlich so alles, was man sich in einem Hochglanzprospekt im Reisebüro aussuchen könnte. Fragt man ihn, wo er nun nach all den Jahren hinreisen will, sagt Yorg ganz schlicht: «die Schweiz entdecken, die kenne ich noch viel zu wenig, dabei ist es so schön hier» und erzählt dann gleich von den Trails, die er noch im Kopf hat, Engadin, Stilfserjoch und immer weiter, vielleicht dann halt mit dem Trailer von Ort zu Ort, dann aussteigen und aufs Bike da wo’s schön ist.
«Limitless Biking» sagt er heute zu seinem neuen Heimrevier, der Lenzerheide, mit einem Strahlen im Gesicht, dass man gar nicht glauben kann, dass er vorher um die halbe Welt unterwegs war. Und er ist auch begeistert von der Entwicklung im professionellen Mountainbike-Sport, die er aus der Ferne so in der Schweiz nicht mitverfolgt habe. Von der Mountainbike Weltmeisterschaft 2018 habe er gehört und der folgende Weltcup dieses Jahr nun live zu sehen, das fasziniere ihn.
Vielleicht, sinniert Yorg später im Gespräch, wenn es vor 40 Jahren schon Mountainbikes gegeben hätte, wäre er nicht jeden Sommer in Übersee geblieben, «hier ist es superschön» sagt er nach seinem ersten richtigen Bündner Bike-Sommer. Nächsten Sommer werde er wieder bestimmt hierbleiben.
Fremde Düfte und Gerichte
Schön zu wissen, vielleicht trifft man ihn ja vor Ort, im Hotel Alpina in Parpan, wenn er im Garten frische Kräuter pflückt und damit was leckeres, nahrhaftes zubereitet, für den Mountainbike-Gast, der am nächsten Morgen die frühe Fahrt bergauf vielleicht mit ganz anderen Sinnen erlebt. Doch, wie ist es, als Koch als Reisender unterwegs zu sein, mit all den fremden Geschmacksrichtungen, Gerüchen, Düften, die einem überall begegnen?
«Bananen», meint Yorg als Beispiel, «die schmecken überall anders». Es gäbe so viele verschiedene Sorten, nicht nur die eine wie hier. Oder Fisch mit frischer Kokosnuss zu kombinieren, sei vielerorts gebräuchlich. Und die Küche in Übersee hätte sich auch weiterentwickelt und sei gerade in Australien in verschiedenen Versionen angekommen, «pacific fusion» und «pacific rim», in gewissen Stadtvierteln in Cairns, da gebe es alle Nationalitäten an Küchen mit all den verschiedenen Asiatischen Kräuter – zum Beispiel, natürlich, mit viel Koriander.
Heimische Küche
Und was davon lässt er einfliessen in seiner täglichen Arbeit heute? Sofort betont Yorg mit sichtlichem Stolz die regionale Küche, der eigene grosse Garten vor dem Hotel und Rolf Schumacher, der Küchenchef, der den Standard mit heimischen Produkten voll durchziehe. Ja, die frisch duftenden Kräuter aus dem Garten, was da alles wachse auf 1520 Meter über Meer, Thymian, Kerbel, und Liebstöckel gedeiht fantastisch. Mangold sowieso, darf in der Bündner Küche nicht fehlen. Der Koriander, der in Südostasien gerne verwendet wir, «der kommt hier halt nicht», schmunzelt er.
Bei der weiteren Nachfrage, fügt er an, inzwischen lasse er selber ebenso einiges einfliessen in die Gerichte. Gerade beim Gourmet-Menü gebe es viele schöne Sachen, die man machen könne, als Abwechslung im Fünf-Gänger mit heimischen Gerichten, zum Beispiel auch mal asiatisches Gemüse unter dem Fisch bei der Vorspeise oder ein Zwischengang mit Hummer, «einen Touch, aber nicht crazy», meint er und schon schwärmt er wieder vom neuen Menü mit eben «Hummer Ravioli» und darin der Referenz an die Wild- und Pilzsaison, die Mitte September begonnen hatte.
Schliesslich sagt er, «als Koch muss man etwas produzieren, was die Leute gerne haben. Und alles was man macht soll man mit einem gewissen Stolz machen» betont er. «Do the best you can». Und schon kann man sich nicht mehr entscheiden, ob man Yorg seinen baldigen Trip quer durch Graubünden wünschen möchte, oder doch lieber, dass er noch mindestens eine Saison in der Lenzerheide bleibt und für uns kocht.
Die Küche für den Biker
Das Hotel Alpina zeichnet sich nicht nur als Bike-Hotel mit aller Infrastruktur und Services am Bike-Gast aus, sondern auch mit der guten Sportler-Küche, am Morgen gibt es das Sportlerfrühstück bis 10 Uhr. Wer früher raus will, erhält mit Vorbestellung fast alles. Lunchpakete sowieso, können auch zubereitet werden und kann man am Vorabend aus der Lunchpaket-Menükarte bestellen. Und am Abend gibt es ein leckeres Menü, mit dem 4-Gang Halbpension Menü oder auch à la carte das 3-Gang oder 5-Gang Menü kann man dazubuchen, wenn man will. – Oder nochmals mit den Worten von Yorg: «der Happiness Faktor hängt von dem ab, was und wie man isst und von frischer Luft», draussen, auf den Bündner Trails.
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