Das Rennen der Männer beginnt ungewohnt. Bereits im Val Vau, kurz nach der ersten Steigung, löst sich Oliver Zurbrügg und fährt bis zum Costainas-Pass bei Kilometer 24 einen Vorsprung von rund zwei Minuten heraus. Die Spitzenfahrer in der ersten Verfolgergruppe lassen sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen und machen den Rückstand bis zum Alpisella-Pass wieder wett. Gemeinsam gehts durch Livigno. Am Chaschauna-Pass, mit 2700 Metern Höhe das Haupthindernis der Runde um den Schweizer Nationalpark, wird der Kampf um den Sieg neu lanciert, als der Deutsche Marathon-Meister Markus Kaufmann das Tempo verschärft. Er kommt als Erster auf dem Kulminationspunkt an, dicht gefolgt vom Italiener Samuele Porro.

In der Abfahrt stösst der Deutsche Jochen Käss, der im Vorjahr bereits Dritter geworden war, zum Spitzenduo. Gemeinsam nimmt die Gruppe die verbleibenden 50 Kilometer zurück nach Scuol unter die Stollenpneus. Im Sprint gewinnt Käss schliesslich knapp, weil er weiss, dass das Rennen beim Zeitmessungsbogen und nicht 100 Meter weiter beim Zielbogen zählt. Dritter wird Markus Kaufmann.
 

Looser mit langersehntem Sieg

Hinter den drei Spitzenreitern kämpfen die Schweizer um den Landesmeistertitel. Konny Looser hat die besten Beine, als er nach Lavin in der Steigung nach Guarda antritt, die Verfolgergruppe sprengt und so zu seinem ersten Titelgewinn fährt. Marc Stutzmann vermag ihm am längsten zu folgen und holt sich die Silbermedaille. Bronze geht an Oliver Zurbrügg. «Ich habe wohl vom Titel geträumt. Damit gerechnet habe ich aber nicht», sagt Looser im Ziel. Er habe während der ganzen 137 Kilometer nie am Limit fahren müssen. Alles habe für ihn gespielt: Die Wärme, der frühe Angriff von Teamkollege Zurbrügg, sogar am Chaschauna-Pass sei es super gelaufen. Seine Beinarterienprobleme, die ihn in den letzten beiden Wettkämpfen gebremst hätten, habe er heute nicht gespürt, erklärte Looser.
 

Auch Marc Stutzmann rechnete zuvor nicht mit Silber, allenfalls mit Bronze: «Am Chaschauna sah ich meine Medaillenchancen sogar schwinden, als Zurbrügg wieder aufschliessen konnte. Aber dann war das sogar ein Glück. Wir haben uns gut ergänzt und konnten wieder aufschliessen.» Zurbrügg sagt: «Trotz meines Sturzes in der Abfahrt vom Chaschauna-Pass konnte ich noch den dritten Platz holen. Das ist natürlich toll.» Pech hat Adrien Chenaux, der Leader der «Garmin Bike Marathon Classics», zu der der Nationalpark-Bike-Marathon gehört. Der begnadete Bergfahrer wird von einem Hinterraddefekt in der Abfahrt nach Livigno gebremst und muss die Spitzengruppe ziehen lassen. Er kann sein Leadertrikot aber dennoch behaupten.
 

Siebter Titel für Süss

Bei den Frauen machen Esther Süss und die österreichische Staatsmeisterin Angelia Tazmeister das Rennen. Das Duo harmoniert so gut, dass der Streckenrekord von 2013, gefahren von Milena Landtwing, um zwölf Minuten verbessert wird. Dritte wird Marathon-Europameisterin Christina Kollmann. Für Süss ist es bereits der siebte Titelgewinn an Schweizermeisterschaften. Die Silbermedaille sichert sich, eine Woche nach ihren Triumph am Grand Raid, die Romande Florence Darbellay. Bronce gewinnt überraschend Andrea Ming. Die Titelhalterin des letzten Jahres, Ariane Lüthi, nimmt einen falschen Abzweiger und bringt sich so um ihre Chance. Garmin-Leaderin Cornelia Hug erwischt einen schlechten Tag und gibt das Rennen entkräftet auf. Neue Leaderin wird damit Esther Süss, die bereits die Eiger-Bike-Challenge gewinnen konnte.
 

Auf auf der Mitteldistanz sind die Frauen sehr schnell unterwegs. Siegerin Arina Riatsch unterbietet die alte Bestzeit auf der 103-Kilometer-Runde um zwölf Minuten. Sie distanziert die zweitplatzierte Michèle Wittlin um über 18 Minuten. Die drittplatzierte Seraina Riatsch liegt fast eine halbe Stunde zurück. Bei den Männern siegt Remo Fischer vor Fadri Baradun und Pascal Kiser.
 
Mit 2200 Teilnehmern verbucht der Nationalpark-Bike-Marathon einen neuen Teilnehmerrekord. Ein sehr gelungener Einstand für den neuen OK-Präsident Claudio Duschletta.

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